Liebe Schedrik-Fans,
ursprünglich wollten wir in diesem Blog über unsere Reise in den Norden berichten – Tag für Tag, quasi in Echtzeit. Leider war unser Zeitplan so eng getaktet und die Tage so voll mit Eindrücken und Ereignissen, dass es uns nicht gelang, unserer selbst auferlegten Pflicht nachzukommen. Deshalb möchten wir wenigstens im Nachhinein Ihnen über unsere Chorfahrt erzählen und unsere Eindrücke mit Ihnen teilen- So war sie – unsere Reise!
Oberpleis-Krefeld, Mittwoch, Tag 0
Das fängt ja gut an!
Unser erstes Konzert gemeinsam mit dem Audienda-Chor Krefeld war ein voller Erfolg! Die Pax Christi Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt und das Publikum honorierte unseren Auftritt mit Standing Ovation! In der „Westdeutschen Zeitung“ gibt es inzwischen eine großartige Kritik zu lesen.
Nach dem Konzert gab es reichlich Pizza und die Gastfamilien waren alle supernett!
Krefeld-Lübeck, Donnerstag, Tag 1
Wir sind da!
Die Busfahrt von Krefeld nach Lübeck war echt entspannt. Der Bus war komfortabel, der Fahrer freundlich, der Proviant reichlich vorhanden. Der befürchtete Ferienverkehr blieb aus und wir kamen ohne Staus pünktlich in Lübeck an. Unser Begleiter-Team hat bereits vor dem Hotel auf uns gewartet.
Am frühen Abend ging es in die Innenstadt, wo wir ganz lecker im Café Erdapfel gegessen haben (an dieser Stelle noch einmal ein riesiges Dankeschön an unser Orga-Team – Sandra Gashi, Rita und Hartwig Müller, - die diese und andere Locations ausgewählt und reserviert haben!)
Nach einem kurzen Spaziergang kehrten wir ins Hotel zurück und bald war Ruhe – niemand wollte vor unserem großen Auftritt zu wenig geschlafen haben, oder???
Lübeck, Freitag, Tag 2
Unser großer Auftritt
Am Morgen nach dem Frühstück gab es den Umzug – wir wechselten vom Hotel zur Jugendherberge „Am Burgtor“. Da die Zimmer erst am frühen Nachmittag fertig sein sollten, wurde zuerst nur das Gepäck deponiert. Wir testeten die Open Air-Akustik vor der JHB und fanden sie gar nicht so schlecht.
Das Mittagessen war im Café-Bar Celona direkt am Kai, mit Blick auf Trave und die Schiffe. Auch in diesem Lokal konnte man gut essen!
Nach dem Essen ging es Schlag auf Schlag: schnell zurück in die JHB, Zimmer verteilen, Chorkleidung und Notenmappen schnappen und fast im Laufschritt zum Hansemuseum gehen. Gut, dass es nur gut zehn Minuten Fußweg von dem JHB entfernt lag! Dort wurde zuerst in dem La Rochelle-Saal geprobt und um Punkt 16 Uhr begann der erste der drei Mini-Konzerte. Alle drei Auftritte waren sehr gut besucht, nicht zuletzt dank der Sängerinnen und Sänger des Audienda-Chores, die an diesem Tag von Krefeld nach Lübeck gereist waren, um ebenfalls am Deutschen Chorfestival teilzunehmen. Da unser Programm doch etwas länger als geplant dauerte, müssten wir bei jedem Auftritt eins-zwei Stücke weglassen. Aber auch ohne diese Stücke war das Wandelkonzert ein echter Marathon!
Zum Abschluss des Konzerts haben wir zusammen mit dem Oberstufenchor des Lübecker Johanneum-Gymnasiums ein gemeinsames Lied gesungen (der dritte Chor des Abends war aber verschwunden geblieben…)
Um 19.30 Uhr wurde das Festival mit einem großen Konzert offiziell eröffnet. Im ersten Teil des Konzertes traten zwei Spitzenchöre auf, die ganz unterschiedliche Programme boten. Besonders unterhaltsam war das Programm des zweiten Chores des Abends – Kammerchores „I Vocalisti“ aus Lübeck. Nach dem ersten Teil fuhr die Hälfte des Chores mit unserem Reisebus zurück in die Jugendherberge, die andere Hälfte war geblieben, um auch den zweiten Teil des Konzertes mit den weiteren zwei Chören zu hören. Sie mussten nach dem Konzert in die Jugendherberge laufen.
Lübeck, Samstag, Tag 3
Anderen zuhören, selbst singen
Nach dem großen Wandelkonzert fiel die Anspannung von uns ab und wir konnten nun entspannt den anderen Chören zuhören. So gingen wir schon am Vormittag zum Matinee-Konzert in den Hafenschuppen, vor allem wegen des Audienda-Chores, der dort sein Festivalprogramm vortrug. In dem historischen Hafenspeicher sangen noch zwei weitere Chöre: der Jugendchor Schola Cantorum aus Weimar und der Kammerchor des Lübecker Uni-Chores, dessen Liedauswahl und frischer Klang uns gut gefielen.
Am Nachmittag standen die „Wassertropfen“ auf dem Programm – Kurzauftritte der Festivalchöre in der Innenstadt. Wir haben uns auch für einen solchen Auftritt entschieden und dürften auf dem Klingenberg singen, einem weitläufigen Platz mit dem großen Wasserspiel. Das Wasserspiel war zwar schön, aber auch laut, sodass wir beim Singen dagegen regelrecht ankämpfen mussten. Dazu kam noch der Verkehrslärm (Stichwort – Spezialreinigungsfahrzeug!) – kein idealer Ort für einen Chorauftritt. Doch das Publikum, das immer mehr wurde, ließ sich offensichtlich dadurch nicht beeindrucken und spendete uns reichlich Applaus!
Der letzte Tag des Festivals endete mit der Langen Nacht der Chormusik, bei der an fünf Veranstaltungsorten 15 Chöre auftraten. Man hätte sich gern aufgeteilt oder geklont, um alle Konzerte zu besuchen, doch da es leider nicht möglich war, musste man sich vorher entscheiden. Wir wählten den uns bereits vertrauten Hafenschuppen C, wo im ersten Konzert der Langen Nacht die Lübecker Singakademie gesungen hat. Den Sängerinnen und Sängern sah man die Freude am Singen deutlich an, doch sie konnte nicht ganz über die offensichtlichen Schwächen der Darbietung hinwegtäuschen. Der zweite Chor, der Frauenchor Jazzica aus Kiel, hat uns dagegen restlos überzeugt – mit tollen Poparrangements und einer coolen Performance!
Lübeck-Ratzeburg-Schwerin, Sonntag, Tag 4
Auf nach Schwerin!
Das Festival ging zu Ende, doch auf uns warteten neue Herausforderungen. Deshalb hieß es: früh aufstehen, schnell frühstücken, alles wieder in den Bus packen und auf nach Schwerin. Ungefähr auf halber Strecke war noch ein Halt in Ratzeburg geplant, wo wir eine Messe im Dom mitgestalten durften. Der Domorganist empfing uns sehr herzlich, und der mächtige Backsteinbau hat uns durch seinen schlichten Innenraum, riesige Orgel und fantastische Akustik sehr beeindruckt. In dieser Akustik machte das Singen richtig Spaß und offensichtlich klang der Chor gar nicht so schlecht, denn die Gemeinde hat während des Gottesdienstes oft spontan geklatscht! Nach der Messe haben wir viele lobende Worte von dem Pastor und Organisten gehört.
Bevor die Reise weiterging, verabschiedeten wir uns von zwei Sängerinnen, die nicht mit uns nach Schwerin, sondern nach Hause fuhren. Alice Blodau und Vanessa Goethe, unsere Ehemaligen, haben dem Aufruf gefolgt den Chor beim Festival zu unterstützen und haben ihre Stimmen (und viel Freizeit) dem Schedrik-Chor geliehen. Ein herzliches Dankeschön und die Schalen mit Lübecker Marzipan waren eine bescheidene Entlohnung dafür.
Nach einer knappen Stunde Fahrt in Schwerin angekommen, gingen wir zuerst zum Mittagessen in die Suppenstube. Das Lokal wäre am Sonntag normalerweise geschlossen, doch die Besitzerin öffnete es speziell für uns. Als Dank für das leckere Essen und die supernette Bedienung gab es ein Lied von uns, das die Besitzerin zu Tränen rührte.
Dem Mittagessen folgte eine große Besichtigungstour. Es war nämlich Tag des offenen Schlosses in Schwerin, und der Schweriner Schloss, der schönste Landtag Deutschlands, konnte von allen Interessierten frei besichtigt werden. Wir dürften überall hingehen: in die Prunkräume der ehemaligen großfürstlichen Residenz ebenso wie in den Plenarsaal des Landtags. Die Sicherheitsleute schauten dem Treiben der Besuchermassen etwas argwöhnisch zu, waren ansonsten ziemlich geduldig.
Um 18 Uhr war das Treffen mit den Gastfamilien an dem Goethe-Gymnasium vereinbart. Schon aus den Busfenstern sahen wir ein Haufen strahlend lächelnden Leute – unsere neuen „Familien“ für die nächsten zwei Tage! Sie hielten die bunten, liebevoll selbstgezeichneten Schilder in den Händen: mit den Namen der Gäste und Willkommensgrüßen. Uns war schnell klar, dass man sich aufrichtig auf uns freute; und so war es auch!
Schwerin, Montag, Tag 5
Perfekter Mix
Morgen früh brachten unsere Gastgeschwistern alle ins Gymnasium. Sie waren echt traurig, dass sie in den Unterricht müssten, während wir zum Lankower See gehen dürften. Doch zuerst führte uns die Chorleiterin Claudia Mahn durch das Schulgebäude und zeigte uns die verschiedenen Räume des Musikzweiges. Auf die neuen Chorräume und große helle Aula mit sehr guter Akustik wurden wir richtig neidisch…
Nach der Führung und anschließender Begrüßung durch die stellvertretende Schulleiterin gingen wir endlich zum Lankower See. Wir haben einen perfekten Badetag erwischt, mit viel Sonne und erfrischendem Seewasser. Die Gastfamilien sorgten dafür, dass das mitgegebene Picknick niemanden hungrig bleiben ließ.
Zurück in der Schule, hatten wir eine ausgiebige Probe. Es war so leicht, in der schönen Aula zu singen! Wohl besonders gut sollte wohl der „Rain dance“ geklappt haben, denn es fing an ordentlich zu regnen…
Während der kurzen Pause zwischen der Probe und dem Konzert füllten sich die Sitzreihen in der Aula schnell. Alle Chorklassen 7 bis 9, Musikgrundkurs von Frau Mahn und viele Fachkolleginnen und Kollegen – bestimmt weit über hundert Zuschauerinnen und Zuschauer kamen, um unseren Auftritt zu hören und zu sehen. Nach dem lauten Applaus urteilend, haben wir sie nicht enttäuscht! Besonders gut waren unsere Stücke aus dem „SchedRock reloaded“-Programm angekommen. Nach dem Konzert gab es viel Lob zu hören, und der anschließende Nachmittag in den Familien konnten von allen mit gutem Gewissen genossen werden.
Schwerin, Dienstag, Tag 6
Mehr als nur das Meer
Auch an diesem Morgen stand ein Badeausflug auf dem Programm – wir fuhren auf die Ostsee in die Wismarer Bucht, wo der Badeort Zierow lag. Diesmal war das Wetter weniger einladend, die Sonne wurde des Öfteren von den Wolken bedeckt und der Wind war mehr als frisch. Das hat allerdings nicht alle Schedis abgeschreckt, und bald planschten einige Mutige im Meer, das übrigens wärmer war als die Luft.
Um die Mittagszeit öffnete extra für unsere Gruppe eine kleine Strandminigolf-Anlage, und wir konnten dort ein paar Runden spielen, ungestört von den anderen Touristen, die allerdings nicht allzu zahlreich waren. Das freundliche Besitzerpaar sorgte auch für das Mittagessen: die Karte war zwar nicht besonders lang, aber es gab für jeden etwas. Während wir auf unser Essen warteten, kippte das Wetter um: die Sonne verschwand, der Wind wurde böig, und bald prasselten die ersten Regentropfen. Wir beeilten uns das Mittagessen zu beenden und riefen den Busfahrer an, er möge bitte früher kommen. Kaum war der Bus da, fing es richtig an zu regnen und wir liefen zum Bus um die Wette.
Während der Rückfahrt nach Schwerin regnete es immer wieder – mal mehr, mal weniger. In Schwerin angekommen, schien es, dass der Regen nun endlich eine Pause machen wollte, und wir hofften, die wenigen hundert Meter bis zu der St. Anna Kirche unbeschadet zurücklegen zu können. Doch kurz vor der Kirche platzte der Himmel regelrecht, und innerhalb von Sekunden verwandelte sich die Straße in einen Wasserfall. An das Weitergehen war nicht mehr zu denken, wir sprinteten in die umliegenden Geschäfte. Nach knapp fünf Minuten war alles vorbei, und wir konnten die restlichen ein paar Schritte bis St. Anna gehen – pitschnass. Gut, dass wir noch genug Zeit bis zu der Stellprobe hatten, um wieder einigermaßen trocken zu werden.
Die Stellprobe verlief gut und gab uns allen ein gutes und sicheres Gefühl. Am Ende der Probe stieß unser Gastgeberchor zu uns und wir konnten das gemeinsame Lied proben – „Irisch blessing“ von Bob Chilcott. Die beiden Chöre platzierten sich um die Sitzbänke im ganzen Kirchenraum herum, und dazu in gemischter Simmaufstellung – es war eine echte Herausforderung. Um so eindrucksvoller war das Ergebnis: die Kirche war voll mit Klang von knapp siebzig Stimmen!
Der Schedrik-Chor dürfte als Gast das Konzert eröffnen. Wir haben einen Mix aus den geistlichen Stücken und dem Festivalprogramm gesungen. An diesem Abend klappte alles besonders gut, und das Publikum hat mit großer Begeisterung unsere Liedbeiträge aufgenommen. Am Ende von unserem Auftritt gab es Standing Ovation uns wir dürften nicht ohne Zugabe die Bühne verlassen.
Auch unsere Gastgeber, der Kinderchor des Goethe-Gymnasiums, in dem die Schülerinnen und Schüler der Chorklassen 7 bis 9 singen, überzeigten mit ihrem Vortrag. Unter den vielen schönen Stücken stachen besonders das virtuose „J’entends le moulin“ und zwei Beatles-Arrangements hervor. Nach dem gemeinsamen Lied klatschte das Publikum minutenlang Beifall – das Konzert war ein Riesenerfolg und ein wahrer Höhepunkt unserer Reise.
Schwerin-Oberpleis, Mittwoch, Tag 7
Nach Hause
An unserem Abreisetag müssten wir zum letzten Mal mit unseren Gastgeschwistern früh zur Schule. Das hatte auch sein Gutes – es ließ uns nicht so viel Zeit zum Abschied nehmen, und so blieb manches Tränchen unvergossen.
Die Rückfahrt war anstrengender als Hinfahrt: die Staus stellten unsere Geduld auf die Probe. Im Bus war es während der Fahrt ungewöhnlich still – die sieben ereignisreichen und ziemlich anstrengenden Tage haben uns ganz schön müde gemacht. Als der Bus endlich Oberpleis erreichte, waren alle sichtlich froh, aber auch etwas traurig, dass die großartige Konzertreise nun zu Ende ging.